Das Försterhaus mitten in Reute
Mitten in Reute befindet sich ein malerisches Anwesen aus dem 18. Jahrhundert. Das stattliche Fachwerkhaus ist den meisten vom Vorbeigehen bekannt, doch hinter dem Wohnhaus verbirgt sich auch ein wunderschöner Hof, eine historische Scheune mit einem der letzten Tabakschopfe in Reute und ein Garten mit großen Obstbäumen.
Das Försterhaus ist an jedem 2. und 4. Sonntag im Monat von 14.00 - 17.00 Uhr geöffnet. Ausnahmen sind an Feiertagen möglich.
Besuchen das Försterhaus auch auf http://www.foersterhaus-reute.de
Hauptstraße 4, 79276 Reute
Rückfragen an: Bürgermeisteramt Reute, Hinter den Eichen 2, 79276 Reute gemeinde(@)reute.de , Tel. 07641/9172-17
Nach seinem Umbau vom ehemals landwirtschaftlichen Hof zum Kulturhaus mit Ausstellungsbereichen wurde im September 2019 das „Försterhaus Reute“ eröffnet. Unter seinem Dach präsentiert es drei verschiedene Themenbereiche, jeder mit seiner jeweils eigenen Verbindung zu Reute: Das Schaufenster und die Freiluftausstellung des örtlichen Heimatmuseums, der Kunstraum, in Erinnerung an den bis zu seinem Tode in Reute ansässigen Maler Reiner Strub und die umfangreiche Puppen-und Spielzeugausstellung aus der Sammlung der bis vor kurzem in Reute wohnhaften Hiltrud Münker. Neben den Sammlungen ist das Försterhaus ein Ort für kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Kabarett und Feste. Das Gelände ist im Besitz der Gemeinde Reute und wird vom Verein Kultur im Försterhaus mit Leben erfüllt.
Das bauliche Ensemble des Försterhaus-Areals wird seit 2009 durch das Regierungspräsidium Baden-Württemberg auf der Liste der Kulturdenkmale geführt. Der Name Försterhaus geht auf die 1750er-Jahre zurück, als der Dorfherr nach dem Brand seines Schlosses das Dorf verließ und dem damaligen Förster die Autorität übertrug. In dieser Periode kam dem Haus etwa die Bedeutung eines heutigen Rathauses zu.
Im Jahr 2011 erwarb die Gemeinde Reute das Anwesen mit dem Vorhaben, es einem öffentlichen Zweck zuzuführen. Nach Erstellen einer Machbarkeitsstudie mit Architekt Peter Pietsch aus Reute entwickelte seine Tochter, die Architektin Susanne Pietsch, zusammen mit einem Arbeitskreis aus Bürgern ein Konzept für die Identität, die Nutzung und den Betrieb des Projektes. Beim Umbau galt es, die Erhaltung des historischen Bestands mit den Anforderungen der neuen Nutzung in Einklang zu bringen. Der Gebäudekomplex war im Lauf seines Bestehens wiederholt angepasst oder erweitert worden. Die jetzt für die Transformierung zum öffentlichen Gebäude notwendigen Elemente wurden daher als eine von vielen Schichten in der Architektur des Försterhauses verstanden. Sie bekamen eine präsente Rolle im Gesamtbild, in der Raumwirkung und Materialisierung wurde jedoch Wert daraufgelegt, eine Unterscheidung vom Bestand deutlich zu machen, damit beim Gang über das Gelände und durch die Gebäude die ursprüngliche Nutzung noch spürbar ist. Im Frühjahr 2019 wurden die Maßnahmen abgeschlossen. Im Anschluss richtete der Verein unter innenarchitektonischer Leitung von Susanne Pietsch mit viel Engagement die Ausstellungen ein und baute dabei Teile der Einrichtung in Eigenleistung.
Die Geschichte
Das Haus wurde vom Förster der Herrschaft von Harsch bewohnt. Zu vermuten ist, daß es sogar von diesem erbaut oder aufgestockt worden ist. Das Baujahr ist nicht bekannt.
Nach dem Brand des Schlosses der Familie von Harsch 1756 zogen diese in das Schloss nach Holzhausen. Harsch ernannte den Förster zu seinem Stellvertreter in Reute. Das Haus muß zu dieser Zeit schon gestanden haben.
Bei dem Gebäude ist ein Stilunterschied vom Ober- zum Erdgeschoß zu erkennen, dies läßt vermuten, daß hier ein eingeschossiger Bau später aufgestockt worden ist. Die Bauausführung im Obergeschoß ist aufwändiger und schmucker.
Um 1807 wurde das Anwesen von den Vorfahren des Ludwig Siegel erworben.
Seit dieser Zeit ist das Gebäude an der Straßen- und an den beiden Giebelfronten unverändert erhalten geblieben. Lediglich auf der Hofseite wurde ein Anbau vorgenommen.
In den 50er Jahren des 20.Jh. wurde noch ein Tabakschopf an die Scheune angebaut. Er ist der letzte seiner Art der in Reute erhalten geblieben ist.
Die Dachkonstruktion des Wohnhauses wirkt von der Straße her wie ein Walmdach, ist jedoch ein Satteldach. Im Bereich der verputzten Fläche rechts des Hauseingangs in der Straßenfassade war früher eine Durchfahrt, die jedoch später zugemauert wurde. Später verlegte man die Einfahrt auf die linke Seite des Gebäudes, wo sie sich noch heute befindet. 2010 hat die Gemeinde das Areal von Norbert Siegel erworben.
Ausstellungen im Försterhaus
Das Heimatmuseum Reute verfügt über eine umfangreiche Sammlung an historischen Gerätschaften, Haushaltsgegenständen, Kleidung, Schriften und Fotos aus der Zeit, in der der überwiegende Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebte. Das Museum wurde 1984 auf Initiative des früheren Bürgermeisters Franz Kury gegründet und im Dachgeschoss der alten Schule eingerichtet. Der Umzug in die Gebäude des Försterhaus-Areals eröffnet die Möglichkeit, die Ausstellungsstücke in einer Umgebung zu zeigen, die den Spannungsbogen zwischen historischer und neuzeitlicher Dorfstruktur anschaulich macht. Da die umfangreiche Sammlung nicht vollständig in den neuen Räumen gezeigt werden kann, können die weiteren Exponate auf Anfrage in der alten Schule besichtigt werden.
Die Sammlerin Hiltrud Münker hat ihre Kollektion von Puppen, Puppenstuben und Spielzeug für Ausstellungszwecke der Gemeinde Reute zur Verfügung gestellt. Eine Sammlung, die in über 30 Jahren zusammengestellt wurde – vielfältig, reichhaltig und mit persönlichen Schwerpunkten. Sie umfasst rund 500 Puppen, 70 Puppenstuben/-läden und eine große Auswahl von Spielzeugen aus dem 19. und 20 Jahrhundert. Gemeinsam mit dem Kulturwissenschaftler Wolfgang Knapp wurde die Privatsammlung gesichtet, eine Auswahl aus den noch weit größeren Beständen getroffen und das Konzept für das neue Puppen- und Spielzeugmuseum erstellt. Neben der ständigen Ausstellung zeigt das Försterhaus wechselnde saisonale Schwerpunkte.
Anlass für die Einrichtung des Kunstraumes war das Bedürfnis, das Werk des ehemals im Ort ansässigen Malers Reiner Strub der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Im Wechsel werden andere Künstler ausgestellt. Zur Eröffnung des Försterhauses zeigt die Gemeinde Reute eine Auswahl aus 15 Bildern und 52 Zeichnungen aus dem Werk von Strub. Er stellte diese Stücke der Gemeinde Reute im Rahmen einer Schenkung im Jahr 2005 als repräsentativen Querschnitt seines vielfältigen Schaffens zur Verfügung. Die Texte zu den Bildern stammen aus Strubs Tagebuch, seinen Lebenserinnerungen und seinem Katalog von 1974.