Die Familie Harsch, in Reute von 1605 bis zum Umzug nach Holzhausen 1757
1578 erhalten die Brüder Andreas und Michael Harsch einen Wappenbrief. Den Adelstitel haben die Harsch nie bekommen. Die Harsch erlangten freiherrlichen Status und waren im vorderösterreichischen Ritterstand immatrikuliert.
1579 erhielt das ursprünglich bürgerliche Geschlecht das Satzbürgerrecht in Freiburg, wofür sie jährlich eine bestimmte Summe entrichten mussten. Sie fühlten sich zum Adel gehörig, was jedoch nicht der Fall war, und nannten sich Freiherrn. Nachforschungen in Wien haben ergeben, dass sie nie vom Kaiser geadelt worden sind.
1605 spätestens musste Dr. Andreas Harsch, kaiserlicher Rat und Kanzler zu Ensisheim, in den Besitz von Ober- und Unterreute gekommen sein, dies geht aus einem Schreiben von A. Harsch an den Bischof von Konstanz hervor. Die Familie bewohnte zunächst noch den von Held errichteten Bau in Oberreute, als dieser im 30jährigen Krieg Schaden litt, erbauten sie ein neues, zweistöckiges Herrschaftshaus.
1606 Dr. Andreas Harsch, Kanzler der Vorderösterreichischen Regierung in Ensisheim. Die von den Held abgeschaffte Leibeigenschaft wurde wieder eingeführt, oder die Anweisung zur Abschaffung wurde nie umgesetzt.
1612 Andreas Harsch stirbt, Conrad Harsch wird daraufhin der neue Dorfherr. Dieser stirbt 1626.
Der 30jährige Krieg (1618 bis 1648)
Dieser Krieg hatte für Reute verheerende Folgen. Isoliert und umgeben von protestantischen Nachbarn waren sie den Anfeindungen schutzlos ausgesetzt. 1632 fallen die Schweden in unsere Gegend ein. Sie hatten es auf katholische Orte abgesehen, somit auch auf Reute. Der Krieg ging über Reute hin und her, am Ende kämpfte jeder gegen jeden. Hunger und Seuchen kamen hinzu, diese forderten mehr Tote als durch Kriegshandlungen.
1634 wurde das Schloss der Herrschaft Harsch in Brand gesteckt und als Vergeltung wurde Langendenzlingen von den Österreichern niedergebrannt. Von vormals 29 Häusern in Reute standen, nach einer Überlieferung, nur noch 5, die Felder waren mit Gestrüpp überwuchert und die Buchenhecken waren zu Bäumen gewachsen. Oberreute schien von den Menschen verlassen worden zu sein. Nach dem Ende des bis dahin für Europa schlimmsten Krieges setzte im 18. und 19. Jh. eine Wiederbesiedlung der Orte ein.
Der so genannte Holländische Krieg, der von dem französischen König Ludwig XIV angezettelt worden war, begann 1672.
Nach kurzem Frieden von Rijswijk 1698 entbrannte der spanische Erbfolgekrieg von 1713/14. Franz Ignaz Harsch, in Reute getauft 1697 und 1754 verstorben in Holzhausen. Er ließ die Nepomukstatue an der Einfahrt zum Schloss in Reute errichten. Die Statue steht heute auf der gegenüberliegenden Seite im Bereich des ehemaligen Weihers. Franz Ignaz war ein übler Bursche, der nicht davor zurückschreckte, seine Untertanen zu verprügeln. Dennoch wurde er mit seiner aufsässigen Gemeinde nicht fertig.
1740 trat die Habsburgerin Maria Theresia die Regentschaft an. Die kriegsbedingte Zerrüttung und Verarmung der Dörfer im 17. und frühen 18. Jh. führten zu wachsender Verschuldung auch der Herrschaft, zu zahlreichen Prozessen und eine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit den Reutemer und Holzhausener Untertanen. Unter Maria Theresia wurde die Auswanderung nach Ungarn stark gefördert, um dieses unter der habsburgischen Krone stehende und durch Krieg entvölkerte Land wieder zu besiedeln. Laut Regierungsbeschluss von 1754 hatten die Auswanderungswilligen 5% Abzugsgeld ihres Vermögens und noch 1% an die Herrschaft Harsch abzuführen.
Schlossbrand
1757 brannte das Schloss erneut ab. Es war bei der Vorbereitung zu einem Gastmahl in der Küche zum Überspringen des Herdfeuers ins Pfannenfett gekommen, welches sich zu einem verheerenden Feuer ausbreitete. Sämtliche Lagebücher und Steuerregister sind dabei vernichtet worden. Der damalige Grundherr Joseph Judas Thaddäus Harsch war nicht in der Lage, den Wiederaufbau zu bewerkstelligen und zog nach Holzhausen, wo die Familie noch ein zweites Schloss besaß. Auch hier steht an der Einfahrt ein Nepomuk. Der Sohn von Ignaz, Joseph Thaddäus, hatte wenig Interesse an seinen Gemeinden und versuchte, diese 1754 zu verkaufen, was ihm jedoch nicht gelang.
Gemarkungsgrenzen von 1762
Es kam immer wieder zu Zusammenstößen mit den angrenzenden Gemeinden und Reute, und so wurde im Osten zu Vörstetten und Norden zu Teningen der Gemarkung die Gemarkungsgrenze 1762 erneut festgelegt. Die Grenzprotokolle sind im Archiv in Reute als Originalabschrift erhalten. Hierzu wurden alte, bereits vorhandene Grenzsteine, verwendet und die Jahreszahlen wurden überschrieben, denn es gab schon weit ältere Steine, z.B. an der Grenze zu Bottingen mit der Jahreszahl 1662, 1666, und zu Teningen und Wasser mit der Jahreszahl 1705. Die Grenze zu Vörstetten wurde, meist entlang der Glotter, 1766 versteint, hier schienen zuvor keine Steine vorhanden gewesen zu sein, offenbar genügte die Glotter bis dahin als Grenzmarkierung.
Die 1762 vorgenommene Grenzfestlegung schien auf Veranlassung der umliegenden Gemeinden vorgenommen worden zu sein, denn die Steine sind nach außen steinmetzmäßig gut ausgearbeitet, hingegen ist an der Innenseite, also Reute zugewandt, das Andreaskreuz der Harsch und ein R für Reute in z.T. dilletantischer Weise nachträglich angebracht worden.